600 years of the family Herlyn

 

* Will be translated into English soon *

Unser erster nachgewiesener Vorfahr (Stammvater)

Um anno 1400

Die Geschichte der Familie Herlyn lässt sich über einen Zeitraum von 600 Jahren zurückverfolgen. Der früheste nachgewiesene Vorfahr ist ein Simon Herlin. Er wird anno 1427 erstmalig als Bürger in den Akten der Stadt Arras (seinerzeit Burgundische Niederlande, heute Nordfrankreich) erwähnt. Aus der Jahreszahl 1427 lässt sich ableiten, dass Simon etwa um anno 1400 geboren wurde. In den Eintragungen wird der Beruf des Simon Herlin mit Buchbinder (rellier) angegeben. Sein Sohn Jehan Herlin wird 1451 in den Akten zuerst als Korbflechter (mandelier) und später (auch) als Getreidehändler (frommegier) bezeichnet. Jehan war mit Marguerite de la Motte verheiratet. Beide werden 1474/75 in den Akten als Eltern von Michel Herlin aufgeführt.

Sozialer und wirtschaftlicher Aufstieg der Familie in Arras

Um anno 1480

Der Aufstieg der Familie begann mit Michel Herlin (1455 - 1539), dem Sohn des o. g. Jehan Herlin und seiner Ehefrau Marguerite de la Motte. Zur Unterscheidung der vielen Michels wird dieser später als 'Michel der Älteste‘ bezeichnet. Michel war, wie sein Vater Jehan Herlin, zunächst als Korbflechter in Arras tätig. Er wandte sich, vom Handwerk kommend, sehr bald dem lukrativen Handelsgeschäft, vor allem dem Weinhandel, zu. Durch diese Tätigkeit wurde er im Laufe seines Lebens zu einem der wohlhabendsten und einflussreichsten Männer in der Stadt. Er war dadurch in der Lage in Arras mehrere Häuser, u. a. das Haus ‚Constantin‘ am Grand Marche, zu kaufen. In der Umgebung von Arras erwarb er größere Ländereien. Die Stadt Arras berief Michel zwischen 1507 und 1536 wiederholt zum Ratsherren (echevin) für Weinangelegenheiten. Michel hatte mit drei Frauen insgesamt 12 Kinder. Seine Söhne erhielten alle eine gute Ausbildung. Sie waren als Kaufleute und Advokaten tätig.

Mehrung des Familienvermögens

Um anno 1520

Der erstgeborene Sohn des zuvor genannten Michel Herlin, nämlich Jehan Herlin (1482 - 1559), später 'der Älteste' genannt, trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Weinhändler. Wahrscheinlich übernahm er das väterliche Geschäft in Arras und vermehrte das Vermögen der Familie weiter. So erwarb er u. a. das Chateau Hautecloque bei Arras und die dazugehörigen Ländereien (das Chateau und die Länderein vererbte er später seine Tochter Marie Herlin).

Jehan war insgesamt 3-mal verheiratet. Seine Frauen waren alle adeliger Herkunft. Aus der dritten Ehe mit Anthoinette de Croix, einer Tochter aus der bekannten und weitverzweigten Adelsfamilie de Croix, ging unser direkter Vorfahr Claude Herlin (1545 - 1601) hervor. Später heirateten auch einige Töchter und Enkel(innen) in adelige Familien ein. Diese stellten dem Namen Herlin jetzt teilweise ein ‚de‘ voran, vermutlich um damit eine Ebenbürtigkeit zu ihren adeligen Ehepartnern zu bekunden.

Alle Kinder von Jehan Herlin lebten in gesicherten und gutsituierten Verhältnissen. Der älteste Sohn aus der zweiten Ehe Jehans, nämlich Michel Herlin (1510 - 1567, hingerichtet), später 'Michel der Ältere' genannt, wurde Weinhändler in Valenciennes. Er brachte es dort zu einem großen Vermögen. Dieses ermöglichte es ihm, das in der Nähe von Valenciennes gelegene Chateau d'Haut in Jenlain zu erwerben.

Der bereits genannte - aus der dritten Ehe des Jehan stammende Sohn - Claude Herlin besaß in der Nähe von Arras und Lille mehrere Landgüter. Diese Güter machten anno 1600 noch etwa 100 Hektar aus, obgleich er bereits ca. anno 1573 aus der Heimat geflüchtet war.

Unerschütterlicher Glaube

Anno 1567

Im Zuge der Ausbreitung der Reformation im Lebensumfeld (ab 1522 Spanische Niederlande) der Herlins traten mehrere Familienmitglieder zum neuen reformierten (calvinistischen) Glauben über.

Auch der zuvor genannte, in Valenciennes lebende, Michel 'der Ältere' Herlin (1510 - 1567) und dessen in der Nähe von Lille als Gutsbesitzer ansässige Halbruder Claude Herlin (1545 - 1601) bekannten sich zur der neuen Religion.

Michel 'der Ältere' und dessen Söhne waren dem neuen Glauben so stark verbunden, dass sie sich aktiv an der Reformation beteiligten. Dieses öffentliche Bekenntnis zum neuen Glauben und die Teilnahme an der Verteidigung ihrer Heimatstadt Valenciennes gegen die katholischen Spanier, führten letztendlich zu ihrer Verfolgung und Gefangennahme. Michel 'der Ältere' und sein erstgeborener Sohn, ebenfalls Michel genannt, wurden zum Tode verurteilt und anno 1567 auf dem Marktplatz von Valenciennes enthauptet.

Claude Herlin flüchtete ca. anno 1573 vor der zunehmenden Verfolgung der Reformierten durch die Spanier von seinen Landgütern bei Arras bzw. Lille in den seinerzeit noch freien Teil der Spanischen Niederlande nach Antwerpen.

Sicherung des Besitzes Chateau d'Haut (Jenlain)

Anno 1586

Eine Auswirkung der Enthauptung Michels 'des Älteren' und seines Sohnes Michel 'des Jüngeren' war die Konfiszierung großer Teile ihres Vermögens. Ein geringer Anteil wurde dadurch gerettet, dass die Ehefrau Michels 'des Jüngeren', Barbe de Petitpas, die katholisch geblieben war, mit ihren Kindern in ihr Elternhaus nach Lille zurückkehrte und von dort aus - offenbar mit Hilfe des Einflusses ihrer Familie - das Chateau d' Haut (Jenlain) und die dazugehörenden Ländereien "absichern" konnte. Das Schloss wurde anno 1586, anlässlich der Eheschließung der Tochter Esther Herlin mit Pierre de Croix, an Esther übergeben. Mit der Eheschließung ging das Chateau in den Besitz der Familie de Croix über. Durch eine spätere Eheschließung im 17. Jahrhundert fiel das Schloss an die Familie d'Espiennes.

Heute beherbergt das Schloss ein kleines Hotel.

Claude Herlin, der 'Vater der Herlyns', in Antwerpen

Anni 1573 - 1587

Nachdem Claude Herlin (1545 - 1601) etwa im Jahre 1573 von seinen Landgütern bei Arras bzw. Lille nach Antwerpen geflüchtet war, ließ er sich dort als Kaufmann nieder. Einen Teil seines Einkommens wird er auch noch aus den Pachteinkünften für seine Ländereien erzielt haben. Drei der fünf Kinder Claudes wurden in Antwerpen geboren.

Anno 1578 wurde Claude zum Hauptmann der Bürgerwehr der Stadt Antwerpen ernannt. Er war an der Verteidigung der Stadt gegen die spanischen Truppen beteiligt. Zu dieser Zeit besaß Claude auch den kleinen Pachthof 'Blauwhoeve' bei Kruiningen (Cruningen, Grueningen) auf Zeeland.

Der Umzug nach Bremen und der Neubeginn

Anno 1587

Als Antwerpen anno 1585 vor den spanischen Truppen kapitulieren musste, wurde den Anhängern des reformierten Glaubens eine längstens vierjährige Frist zum Verlassen der Stadt gesetzt.

Claude Herlin (1545 - 1601) verließ daraufhin Antwerpen ließ sich ca. anno 1587, nach einem Zwischenaufenthalt auf seinem auf Zeeland gelegenen Pachthof 'Blauwhoeve', mit seiner Familie in Bremen nieder. Dort lebte er von kaufmännischer Tätigkeit und von den Einkünften aus seinem Vermögen.

Claudes ältester Sohn Jean (Johan) Herlin (1573 - 1647) erhielt als erster aus der Familie die Bürgerrechte in Bremen. Claudes drittältester Sohn Jaques (Jocob) Herlin (1582 - 1662) wurde in Bremen ein wohlhabender Kaufmann. Bei der Abwicklung seiner Geschäfte benutzte dieser ein einfaches Familienwappen als Siegel. Anno 1648 wurde Jaques das Amt eines Aeltermann angetragen. Nach dem Antritt des Amtes wertete er das Familienwappen, der neuen Würde entsprechend, heraldisch auf.

Von Claudes schöner Enkeltochter Barbara Herlin hängt heute ein Gemälde im alten Bremer Rathaus.

Änderung der Schreibweise: von Herlin zu Herlijn, Herlyn, Heerlein usw.

Ab anno 1580

Obwohl die "offizielle" Schreibweise des Familiennamens noch sehr lange auf Herlin lautete, wandelte sich - beginnend mit dem Aufenthalt in Antwerpen - der Name allmählich zu Herlijn, Herlyn, Heerlein usw.

Dies war vermutlich eine Folge der Anpassung der niederländischen bzw. niederdeutschen Schreibweise an die französische Aussprache des Namens. Im deutschen Sprachraum hat sich die Form Herlyn durchgesetzt. Die Formen Herlijn, Heerlein, Heerlien etc. finden wir heute in unseren niederländischen Familiezweigen.

Philipp 'der Erste' Herlin

Anni 1575 - 1659

Die meisten der heutigen Herlyns sind Nachkommen von Philipp Herlin (1557 - 1659), dem zweitältesten Sohn von Claude Herlin.

Philipp Herlin war zunächst Kaufmann in Bremen und später in Emden. Der Grund seiner Umsiedlung nach Emden dürfte in den ständigen Benachteiligungen der Reformierten durch die Lutheraner in Bremen zu suchen sein. In Emden erwarb er einigen Besitz, u. a. drei Häuser. Philipp enterbte einen seiner Söhne, nämlich Charles Herlin, weil dieser ein "ungeregeltes und wüstes Leben" führte.

Philipp 'der Zweite' Herlin, Prediger in Visquard

Anno 1654

Philipp 'der Zweite' Herlin (1630 - 1670) war der älteste Sohn Philipps 'des Ersten' Herlin. Er wurde noch in Bremen geboren, verbrachte aber seine Kinder- und Jugendjahre bereits in Emden.

Philipp studierte später Theologie an den Universitäten zu Franeker und Groningen in den Niederlanden. Nach dem Studium wurde er anno 1654 als Prediger nach Viquard berufen. Um den Lebensunterhalt aufzubessern betrieb er, wie es seinerzeit nicht unüblich war, noch etwas Landwirtschaft. Philipp hatte mit seiner Frau Anna Dircksen insgesamt vier Kinder.

Gemäß heutigem Kenntnisstand, verstarben die Kinder des ältesten Sohnes Philippus alle sehr früh. Der Familienname (nun Herlyn) wurde jetzt durch den zweiten Sohn Dirk und zum Teil durch die Töchter Anna und Wopke weitergegeben.

Auftrag zur Erstellung einer Familien-Genealogie

Anno 1667

Mit großer Wahrscheinlichkeit war es Claude (de) Herlin (1619 - 1669), ein Sohn von Jaques und Enkel des zuvor genannten Claude, der den Historiker Jean le Carpentier mit der Erstellung einer Familien-Genealogie beauftragte. Vermutlich beabsichtigte Claude mit Hilfe dieser Genealogie eine adelige Herkunft der Familie Herlin zu beweisen. Die Chronik wurde anno 1667 in Leiden unter dem Titel " Histoire généalogique de la très ancinne et très noble famille de Herlin" veröffentlicht.

In dieser Chronik wird die Genealogie einer adelige Familie de Herlin beschrieben und diese Adelsfamilie wird dort als der "Vorläufer" unserer in Arras ansässigen Bürgerfamilie Herlin dargestellt. Leider bleibt die Genealogie einen Beweis für die tatsächliche Existenz der in ihr beschriebenen adeligen de-Herlin-Personen schuldig. Der Verfasser hat nachweislich auch Inhaltsstellen von Urkunden falsch zitiert (gefälscht), z. B. Namen geändert oder hinzugefügt, um dadurch einen "Beleg" für die Existenz solcher Personen zu erzeugen.

Logischerweise konnte, trotz intensiver Nachforschungen, schlechterdings auch keine genealogische Verbindung zwischen der beschriebenen Adelsfamilie und unserem frühesten nachgewiesenen Vorfahren Simon Herlin gefunden werden (siehe hierzu die Broschüre: "Im Ungewissen" von Wilmjakob Herlyn). Die vorliegende Genealogie ist somit als Nachweis einer adeligen Herkunft der Familie Herlin/Herlyn unbrauchbar.

Claude Herlin, der mutmaßliche Auftraggeber, scheint eine Persönlichkeit gewesen zu sein, die den Drang nach "Höherem" hatte. Er führte als erster Herlin in Bremen das Adelprädikat "de" im Namen. Ein weiterer Hinweis auf seine "Abgehobenheit", ist der Fakt, dass er dem Namen seiner Mutter Elisabeth Pierius den Adelstitel 'von Birnfeld' hinzugefügte, obwohl deren Vater, der Theologe Urban Pierius, ursprünglich aus kleinen Verhältnissen stammte und keinesfalls adelig war.

Philipp 'der Fünfte' als erster Landwirt auf Uplewarder Grashaus

Anno 1780

Philipp (1746 - 1815) kam anno 1780 als Domänenpächter auf das Uplewarder Grashaus. Der Hof wurde bis anno 1965 von seinen Nachkommen bewirtschaftet. Philipp hatte nach dem Pachtantritt eine äußerst schwierige Zeit zu durchstehen. Dies geht aus seinem regen Schriftverkehr mit der preußischen Domänenverwaltung hervor. Etwa 60 Prozent der heutigen Herlyns sind Nachkommen von Philipp Herlin.

Landwirte und Handwerker

Anni 1750 - 1900

Ein hoher Anteil der Familienmitglieder waren entweder Landwirte oder Handwerker. Die Landwirte bewirtschafteten häufig gepachtete Höfe, von denen aber ein Teil durch späteren Ankauf in Eigentum überging. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren etwa ein Viertel der Familienmitglieder in Ostfriesland auf eigenen oder gepachteten Höfen ansässig.

Die Handwerker waren in unterschiedlichsten Sparten tätig. Sie hatten häufig eigene Betriebe. Ihr Anteil stieg seit dem Beginn des 19. Jahrhundert stark an.

Herlyns in Amerika

Anno 1880

Die von den Herlyns bewirtschafteten Höfe konnten im Zuge der Erbnachfolge nicht immer weiter unter den Nachkommen aufgeteilt werden, weil damit die Lebensgrundlage der einzelnen Erben nicht mehr gesichert gewesen wäre. Dies war der Grund dafür, dass Heinrich Albrecht Herlyn (1860 - 1932) etwa um 1881 von Westcharlottenpolder in die USA auswanderte. Er heiratete in Amerika eine Ostfriesin, Maria Etta Weerda aus Groß Midlum. Heute gibt es in den USA etwa 40 Nachkommen dieses Ehepaares. Ebenso wanderte Johannes Albertus Herlyn (1845 - 1882) im Jahre 1866 in die USA aus. Johannes Albertus Herlyn hat mehrere Nachkommen. Zu diesem Familienzweig besteht allerdings kein Kontakt.

Ärzte und Pastoren

Anno 1883

Der auf Grashaus ansässige Jakob Johannes Herlin (1829 - 1899) ermöglichte es dreien seiner Söhne ein akademisches Studium zu absolvieren. Aus ihnen entwickelten sich die Familienzweige der Ärzte ( Ulfert * 1856; Sunke Herlyn * 1868) und Pastoren (Johannes Jakob * 1872). Heute sind etwa 20 Mitglieder der Familie in diesen beiden Berufen tätig.

1. Auflage des Stammbuchs der Familie

Anno 1914

Jakob Johannes Ulrich Herlyn haben wir die ersten Stammtafeln der Familie Herlyn zu verdanken, die von den Kindern des Jakob Johannes Herlyn um 1915 in Auftrag gegeben wurden. J.J.U. Herlyn hat eine hervorragende Basis geschaffen, auf der 1978 ein neues Buch geschrieben wurde (Jakob, Meenhard und Folkert Herlyn).

2. Auflage des Stammbuchs der Familie

Anno 1978

Basierend auf den Arbeiten von J.J.U Herlyn, der eine hervorragende Grundlage geschaffen hatte, wurde 1978 die zweite Auflage des Stammbuches veröffentlicht. Herausgeber waren Jakob J. Herlyn, Meenhard F. Herlyn und Folkert J. Herlyn.

Meenhard als letzter Herlyn auf dem Uplewarder Grashaus

Anno 1965

Die Familientradition wurde sehr durch das Uplewarder Grashaus geprägt. Der Hof wurde bis 1965 über 5 Generationen vom Staat gepachtet und dann 1963 von Meenhard gekauft. Aufgrund eines Herzinfarktes im Jahre 1965 musste er den Hof aufgegeben. Die vier Söhne hatten inzwischen andere Berufe entsprechend ihrer Ausbildungen ergriffen.

3. Auflage des Stammbuchs der Familie

Anno 2004

Nach 1914 und 1978 erschien im Jahr 2004 die dritte Auflage der Stammtafeln. Neben der traditionellen Buchform gibt es jetzt auch eine elektronische Variante. In dieser Datenbank sind über 14.400 Personen erfasst. Herausgeber sind Folkert J. Herlyn, Estelle L.A. Herlyn sowie Sonka A. Herlyn.

 

Stand: September 2013
Text: Folkert J. Herlyn & Hermann H. Janssen