1. Familie Herlin / Heerlien / Herlijn / Herlyn

Enno Edzardisna wurde auch als Enno in de Greet (Greetsiel) bezeichnet. Später führte er auch die Beinamen Attena (ehem. Häuptlingsfamilie zu Dornum) bzw. Tziardsna/Siartzna/Cirksena (ehem. Häuptlingfamilie zu Berum). Der Anteil am ehemaligen Attena-Gesamtbesitz, die Attenaburg zu Norden, kam über den Umweg über das Haus tom Brook an Enno Edzardisna. Seine Tante Folkedis "Quade Foelke" Kampena, die Witwe von Ocko I tom Brook (Bruder der Mutter von Enno Edzardisna), hatte anno 1397 die Häuptlinge Hero und Lütet Attena hinrichten lassen und sich deren Besitz für das Haus tom Brook einverleibt. Nach der Hinrichtung übertrug Folkedis Kampena die aus dem ehemaligen Attena-Gesamtbesitz stammende Attena-Burg zu Norden (nunmehr Ennenburg) und die zugehörigen Gerechtsame an Enno Edzardisna. Dieser lebte nun vorwiegend in Norden. Der Anspruch auf die Tziartzna (Cirksena)-Herrlichkeit Berum wurde durch Enno selbst und seinen Sohn Edzard durch kluge Heirat erworben. Die zweite Ehefrau von Enno Edzardisna, Gela Beninga, war u. a. Erbin von 50 % der Tziardna-Herrlichkeit Berum und brachte diese 50 % als Mitgift mit in die Ehe. Die andere Hälfte der Tziardsna-Herrlichkeit Berum erheiratete Ennos Sohn Edzard durch die Ehe mit Frouwe Syrdsena(Cirksena), einer Nichte von Gela Beninga. Die Idzingaburg am Markt zu Norden und die dazugehörigen Gerechtsame wurden Enno nach dem Tod der letzten Idzinga-Erbtochter Hyma Idzinga anno 1439 übereignet. Hyma Idzinga war mit Udo Focken Ukena verheiratet gewesen, hatte aber mit ihm keine Kinder (Erben) gehabt. CHRONOLOGIE ZU DEN KÄMPFEN DER GROOSEN HÄUPTLINGFAMILIEN: Enno Edzardisna gewährte in Greetsiel und Norden, das seinerzeit noch Zugang zum offenen Meer hatte, gegen entsprechende Bezahlung häufig Seeräubern (Vitalienbrüdern) Unterschlupf. Diese "Nebeneinnahmen" führten zu einem großen politischen Machtzuwachs des Hauses Cirksena. Dieses missfiel jenen Häuptlingsfamilien, die keinen Zugang zur See hatten und denen damit diese "Einnahmequelle" versagt blieb. Da die Beherbergung von Seeräubern gegen die vitalen Interessen der Hansestädte verstieß und von diesen nach Möglichkeit bekämpft wurde, nutzte die aufstebende (Binnenland-) Häuptlingsfamilie tom Brook (Keno II, 1380 - 1417) diese Tatsache, um anno 1400 - mit Hilfe der Hamburger - die mit den Seeräubern kooperierenden Häuptlinge zu vertreiben. Dadurch musste auch Enno große Teile seines Besitzes im Norderland an die tom Brook's abgeben. Enno zog sich daraufhin auf seine Stammburg nach Greetsiel zurück. Erwähnenswert ist noch, dass auch die enge Verwandtschaft zu den tom Brook's (Ennos Mutter Doda stammte aus dem Hause tom Brook), ihn nicht vor der Vertreibung schützte. Als anno 1427 die militärische und politische Entmachtung der Familie tom Brook durch den aufstrebenden Häuptling Focko Ukena aus Leer erfolgte, sahen die Greetsieler Häuptlinge (jetzt Cirksena genannt) die Chance gekommen, ihr durch die tom Brook's requiriertes früheres Eigentum zurückzuerlangen und sich weitere Teile des tom Brook'schen Besitzes zu anzueignen. Kurze Zeit später wurden die Söhne Enno's, Edzard und Ulrich, zu Initiotoren des "Freiheitsbundes der Sieben Ostfrieslande". Dieser Bund hatte es sich zum Ziel gesetzt, die durch den jetzt mächtigsten Häuptling Focko Ukena angestrebte "Alleinherrschaft" in Ostfriesland zu verhindern. Edzard und Ulrich Cirksena nutzten dabei die Unzufriedenheit der kleineren Häuptlingsfamilien und der freien Bauernschaft für ihre Interessen. Nach mehreren militärischen Siegen des Bundes (endgültig anno 1431) über Focko Ukena stieg die Familie Cirksena zur führenden Häuptlingsfamilie in Ostfriesland auf. Die Belange ihrer ehemaligen Helfer (kleine Häuptlinge und freie Bauern) berücksichten sie jetzt ebensowenig, wie zuvor Focko Ukena. Enno's Sohn Ulrich ließ sich, um den Alleinherrschaftsanspruch der Cirksena's zu legalisieren, vom römisch-deutschen Kaiser Friedrich III zum Grafen in Ostfriesland erheben (Ulrich I von Ostfriesland).

Enno Edzardisna (später: Enno Cirksena) regte die Gründung des Klosters Appingen an. Nachdem die Häuptlingsfamilie ihren Sitz von Appingen in das neu entstandene Greetsiel verlegt hatte, wurde die Kirche von Appingen nicht mehr benutzt. Enno übergab die Kirche dem Karmeliter-Orden mit der Auflage, dort ein Kloster zu gründen. Die Klostergründung fand am 10.12.1433 durch Papst Eugen IV ihre Zustimmung.