3. Friedrich Herlin *1430

Familienaltar_Herlin_1488

Familienaltar_Herlin_1488
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Dateiname

Format: png
Typ: Gemälde
Titel: Familienaltar_Herlin_1488
Notiz

Familienaltar von Friedrich Herlin, Nördlingen, 1488

"Die Anbetungsszene spielt in einer Loggia, die Ausblick auf einen Landschaftshintergrund bietet. Sie wird beherrscht von der Muttergottes mit dem Christuskind, die auf einem steinernen Thron sitzt. Ein kostbarer Brokat mit Granatapfelmuster, den zwei Engel flankieren, hinterfängt die Mutter-Kind-Gruppe. Zur ihrer Rechten beten Friedrich Herlin und seine Söhne. Sie werden vom Patron der Malergilde, dem hl. Lukas, der Muttergottes anempfohlen. Sein Attribut, der Stier, steht auf der Thronlehne. Am unteren Bildrand befinden sich das Familienwappen Herlins - ein seitlich schreitender Löwe - sowie das Wappen der Nördlinger Malergilde mit den drei Schilden. Zur linken Seite Marias knien die Töchter Herlins sowie seine erste Ehefrau Margarete, geb. Berlin. Ihr Familienwappen, ein schwarzer Bär mit rotem Baumstamm, ziert die untere rechte Bildecke. Die Namenspatronin, die hl. Margarete, mit ihrem Attribut, dem Drachen, ist dieser Gruppe zugeordnet. Herlins Frau trägt eine Haube mit Schleier und einen langen schwarzen Mantel, d. h. die Kleidung für den Kirchgang (Im Inventar der Agnes, Herlins zweiter Ehefrau, sind übrigens diverse schwarze Mäntel aufgeführt.). Die noch unverheirateten Töchter hingegen sind ohne Kopfputz und den verhüllenden Umhang wiedergegeben. Die Komposition des Gemäldes lässt sich auf ein Tafelbild Rogier van der Weydens zurückführen, das in einer Nachzeichnung im Pariser Louvre erhalten ist. Das Blättern des Christuskindes in der vom hl. Lukas gehaltenen Heiligen Schrift ist seitenverkehrt auf einer Zeichnung überliefert, die dem sog. Meister des Coburg Roundels zugeschrieben wird und ebenfalls nach einem Altarbild van der Weydens angefertigt wurde. Auch die Loggia als räumliche Umgebung des Andachtsbildes könnte auf einem nicht erhaltenen Werk Rogiers basieren. Hans Memling, der in der Werkstatt dieses berühmten Malers tätig war, platzierte auf zwei Triptychen mit einer Anbetungsdarstellung (Johannes Altar in Brügge und Triptychon für Sir John Donne in der National Gallery in London ) Stifter und Heilige in eine solche offene Säulenhalle. Um für die Muttergottes einen würdigen Rahmen zu schaffen, stellt Herlin sie nicht nur auf einem Thron unter einem Baldachin sitzend dar, sondern präsentiert sie auch vor einem kostbaren Brokat. Die Gestaltung von Brokatstoffen war ein äußerst beliebtes Motiv in der spätgotischen Malerei. Einerseits konnten damit Pracht und Vornehmheit demonstriert werden, andererseits unterstützte die Darstellung mit den deutlich sichtbaren Stoffbrüchen die Stofflichkeit und damit den Realismus des Bildes. Für die Musterformen orientierte man sich direkt an den im Handel befindlichen Stoffen. Der Tuchhandel der Nördlinger Pfingstmesse konnte Herlin einen reichen Fundus an Ornamenten liefern. Darüber hinaus wurden Mustervorlagen vererbt, ausgetauscht und während der Wanderschaft oder Reise gesammelt. Die Abbildung von Musterverzierungen war mit sehr aufwendigen Techniken und kostbarem Material verbunden. Je umfangreicher eine Tafel damit geschmückt wurde, desto teurer war sie.

Dass Herlin einen Altar stiftet und sich und seine Familie darauf abbildet, zeugt nicht nur von seiner religiösen Gesinnung, sondern auch vom Selbstbewusstsein des Malers, seinem beruflichen Stolz und Erfolg. Während Herlins Frau Margarete von ihrer Namenspatronin anempfohlen wird, wählt Herlin für sich selbst den Evangelisten Lukas, den Schutzheiligen der Maler. Zusätzlich fügt er das Wappen der Nördlinger Malergilde ein. Herlin präsentiert sich damit als Maler und setzt sich und seiner Familie als Maler ein Denkmal, in der Kirche, für die er den Hochaltar, den er auf beiden Seiten "signierte", geschaffen hat. Wie erfolgreich Herlin war, verdeutlicht eine Betrachtung der Einkommensverhältnisse: Für seinen Bopfinger Altar - einem im Vergleich zum Georgsaltar kleineren Werk - erhielt der Maler 300 Gulden. Ein Handwerksmeister hatte in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts um die 52 Gulden Jahreseinkommen, ein Bauhandwerksgeselle verdiente ca. 23 Gulden; bei freier Kost und Logis erhielt eine Köchin ca. 5 Gulden, eine einfache Magd ca. 3 Gulden. Obwohl Herlin von seinen 300 Gulden seine Gesellen, den Schreiner und eventuell einen zusätzlich beauftragten Maler zu bezahlen hatte, musste ihm doch eine beachtliche Summe übrig bleiben."

Letzte Änderung 16. Juli 201817:47:30

von: Wilmjakob Johannes Herlyn
Vornamen Nachname Alter Vornamen Nachname Alter Heirat Ort Letzte Änderung
Friedrich Herlin
29Margaretha Berlin
19
vor 1459

vor 1459
56551. Mai 2021 - 10:25:18